Lernen und genießen

Unterwegs mit der
Weinerlebnisführerin

Führung mit der Weindozentin Regine Sommerfeld 

BW Story - Die Reiseschreiber

Führung mit der Weindozentin Regine Sommerfeld 

Weinerlebnisführer verbinden das Angenehme mit den Nützlichen, schenken Kostproben aus und servieren dazu Wissenswertes über den Rebensaft. Auch Regine Sommerfeld gehört dazu. Die Weindozentin aus Brackenheim veranstaltet Seminare für Kenner und führt Interessierte auch durch die Weinberge.

Naschen ist im Weinberg normalerweise verboten: Winzer stecken viel Arbeit in ihre Reben und wollen schließlich die ganze Ernte nutzen. Die Weingärtner in Brackenheim machen allerdings eine Ausnahme: Auf dem Heuchelberg zwischen Neipperg und Haberschlacht liegen ein paar Rebstöcke, an denen Probieren ausdrücklich erlaubt ist. Hier zupfen sich die Spaziergänger gerne mal eine Riesling-, Trollinger-, Acolon- oder Spätburgundertraube.

Mit Regine Sommerfeld wird das Naschen noch interessanter. Sie ist in einer Familie mit eigenem Weinberg groß geworden, versteht viel von der Materie und ist zudem zertifizierte Weinerlebnisführerin und Weindozentin. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen, die es in allen Weinbauregionen in Baden-Württemberg gibt, teilen ihr Wissen in Seminaren und anderen Veranstaltungen. Neulinge sind willkommen, aber auch Weinliebhaber, die von den Experten noch vieles lernen können. Außerdem nehmen sie wissbegierige Begleiter auch auf Touren in die Weinberge mit. Regine Sommerfeld belädt für den Spaziergang bei Brackenheim sogar einen Leiterwagen mit Flaschen, Gläsern, Brot und anderen Snacks für ihre Verkostungen im Freien.

Eine Gruppe mit vielen Personen laufen mit einem Leiterwagen durch die Weinberge und machen eine Weinführung.

Große Rebenvielfalt in Baden-Württemberg

Bei den Weintrauben genügt allerdings allein die Kombination mit dem daraus gekelterten Wein: ein ungewöhnliches Vorher-Nachher-Geschmackserlebnis. „In keinem anderen Bundesland gibt es eine so große Rebenvielfalt, die sortenrein ausgebaut wird“, erklärt Regine Sommerfeld stolz, während ihre Begleiter den Wein und die Herbstsonne genießen. Sie strahlt über dem Südhang, erwärmt ihn und taucht die hügelige Landschaft des Zabergäus in ein besonderes Licht. In der Ferne brummen Traktoren und das Herbstlaub raschelt im sanften Wind.

 

Der kleine Bruder des Sekts

Schon am Wanderparkplatz, dem Treffpunkt ihrer Tour, startet die Expertin mit einer Kostprobe und sie erzählt von der Region: Aus den rund 825 Hektar Rebfläche in Brackenheim stellen die Winzer zu 70 Prozent Rotwein her. „Aber wir können auch Weiß“, erklärt Regine Sommerfeld und schenkt wie zum Beweis einen Rieslingsecco aus, den „kleinen Bruder des Sekts“. Was ihn unterscheidet: Er kostet keine Sektsteuer, hat weniger Druck und ist mit 11 Prozent deutlich leichter als Sekt, der mindestens 13 Prozent Alkohol enthält. „Man kann also durchaus ein zweites Glas trinken“, strahlt die Brackenheimerin, während sie mit der Flasche noch einmal die Runde macht.

Zwei Männer halten ein Weinglas in den Händen und stoßen miteinander an.
Nahaufnahme von zwei Händen einer Person die weiße Trauben in der Hand hält.

Der Lemberger des Bundespräsidenten

Dann startet die Gruppe samt Leiterwagen ihren Spaziergang zum Zweifelberg, der Top-Lage in Brackenheim. Von hier stammte auch der Lemberger, den einst Theodor Heuss, ehemaliger Bundespräsident und gebürtiger Brackenheimer, selbst am liebsten trank und seinen Staatsgästen servierte.

Während des dreistündigen Spaziergangs schenkt Regine Sommerfeld ebenfalls Lemberger aus, aber auch Muskateller und andere Erzeugnisse der Region. Ihre Begleiter dürfen testen, was geschieht, wenn man ein Stück Fleur-de-Sel-Schokolade im Mund zergehen lässt und dann einen Schluck Riesling trinkt: Das Salz macht ihn noch spritziger und jugendlicher. Zur „Trollinger Weißherbst“-Kostprobe erzählt sie vom Unterschied zwischen Weißherbst und Rosé, die beide aus roten Sorten gekeltert werden, und dem Schillerwein aus roten und weißen Trauben.

 

Die Stäffeleswengerter

Bis in die 1950er-Jahre hinein arbeiteten hier nur „Stäffeleswengerter“, deren Weinberge in terrassierten Steillagen lagen und über Treppen erreichbar waren. Mit der Flurbereinigung sind diese Stäffele weitgehend verschwunden. Heute können die Winzer sogar rund ein Drittel der Fläche mit dem Vollernter bewirtschaften. Unterwegs zeigt Regine Sommerfeld ein Beispiel dafür: einen Hang, der so steil ist, dass auch die Besucher aus dem Nachbarort darüber staunen, dass hier der Einsatz der Maschine möglich ist.

Doch der Sauvignon blanc, den sie hier verkosten, wird von Hand gelesen – „wie alles, was hochwertig ist“, sagt Regine Sommerfeld. Durch die maschinelle Ernte können die Trauben nämlich angedrückt werden, wodurch der Saft frühzeitig oxidiert – und das sollte bei den hochwertigen Tropfen keinesfalls passieren.

Eine Frau schaut durch ein keines längliches Gerät um den Zuckergehalt der Trauben erkennen zu können.

Die Arbeit des Winzers im Jahreslauf

Überhaupt legt man großen Wert auf Qualität. Früher waren die Winzer sparsam und Regine Sommerfeld erinnert sich an ihre Oma, die immer gesagt hat: „Jede Beere ergibt Wein“. Damals haben sie 330 Liter pro Ar erzeugt, mittlerweile wurde der Ertrag zugunsten der Qualität auf maximal 140 Liter pro Ar reduziert und er liegt manchmal sogar nur bei 40 Liter. Dabei erzählt sie von den mühsamen Arbeiten im Jahreslauf, bei denen sie seit ihrer frühesten Kindheit immer helfen musste. Und von den Rückschlägen, die Winzer verkraften müssen: Das kann ein Nachtfrost im Frühling oder später ein Hagel sein, der die Ernte schlagartig um die Hälfte reduziert. „Wenn der Winzer dann im August glaubt, schon auf der Zielgeraden zu sein, zerstört ihm vielleicht die Kirschessigfliege seine Trauben“, sagt sie, „wer das durchhalten will, muss mit viel Liebe dabei sein.“ 

Regine Sommerfeld ist Weinerlebnisführerin und Weindozentin. Sie hat sich mit Kollegen aus ihrer Region zu den Zaberguides zusammengeschlossen. Gemeinsam bieten sie Degustationen, Wanderungen, Planwagenfahrten und vieles mehr an und begleiten auch Bustouren. Als Weindozentin veranstaltet sie außerdem Seminare für Weinkenner und unterrichtet Auszubildende in der Hotellerie und Gastronomie zum Thema „Württemberger Wein“.

Zertifizierte Weinerlebnisführer, die Wanderungen, Radtouren und andere Veranstaltungen organisieren, gibt es auch andernorts im Heilbronner Land und in allen Weinbauregionen Württembergs und Badens.

Im Zweifelberg bei Brackenheim kann man sich auch auf einem Weinlehrpfad informieren. Außerdem liegt mitten in den Weinbergen eine Weinausschankhütte der Weingärtner Stromberg-Zabergäu mit einem tollen Blick über die Landschaft. Sie ist in der Regel im Frühling und Herbst bei schönem Wetter sonntags geöffnet und es gibt neben Weinen auch Snacks.

Übrigens: Im HeilbronnerLand gibt es insgesamt 13 dieser Weinausschankhütten. Für das leibliche Wohl ist damit gesorgt.

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